• 9. August 2023
  • Michelle König
Handy mit Logo X und Twitter Logo

Satz mit X – dezentrale Netzwerke als Alternative zu Twitter und Threads

Mit dem Rebranding der beliebten Kurznachrichten-App Twitter in „X“, verfolgt der ehemalige CEO der Plattform, Elon Musk, weiterhin seinen Plan, „die App für alles“ zu schaffen. Seitdem Musk im Jahr 2022 das soziale Netzwerk gekauft und sämtliche Änderungen daran unternommen hat, werden die Stimmen nach einer geeigneten Alternative stetig lauter. Konkurrenzunternehmen Meta ging Anfang Juli dieses Jahres nun mit seiner eigenen App online. Problem: „Threads“ ist bisher nicht in Deutschland verfügbar. Doch bereits vor der Ankündigung des Meta-Twitters wichen Userinnen und User auf alternative Plattformen aus. Ganz groß im Rennen dabei: dezentrale Netzwerke wie Mastodon. Was aber sind überhaupt dezentrale Netzwerke?

Das X markiert das Ende von Twitter

Hände halten Smartphone mit Twitter

Doch erst nochmal zum Anfang: Dass Twitter jetzt X heißt, ist die aktuellste Veränderung der Plattform. Nach Musk’ Kauf in 2022 hat er stetig Neuerungen und Änderungen unternommen. In seiner ersten Amtshandlung als selbst ernannter „Chief Twits“ entließ er nahezu die gesamte Führungsetage von Twitter. Danach folgte die erste richtige Veränderung an der Plattform selbst: der blaue Haken, der früher dafür galt, dass man eine für die Öffentlichkeit bedeutende Persönlichkeit oder Institution ist, ist nun über ein „Twitter-Blue-Abo“ für jeden kaufbar. Neben dem Verifizierung Haken können Twitter Blue Nutzerinnen und Nutzer weitere Vorteile genießen, zum Beispiel eine höhere Zeichenbegrenzung bis zu 4000 statt nur 280 Zeichen.

Zwischenzeitlich folgten auch kleine Änderungen wie die Möglichkeit, Einblicke in die Views der eigenen Tweets zu bekommen, neue Werbe-Kennzeichnungen, ein neuer „For You“-Tab auf der Startseite und sogar kurzzeitig ein Lese-Limit von Tweets. Letzteres wurde jedoch nach reichlich Kritik wieder rückgängig gemacht.

X – „die App für alles“

Warum das alles? Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Musk die Plattform, auch wenn er nicht mehr als CEO fungiert, nach seinen Wünschen gestalten möchte. Meinungsfreiheit und mehr Rechte für zahlende Userinnen und User. Aber das ist nicht alles. Das Rebranding in X ist nicht nur eine Namensänderung. Musk will aus der Kurznachrichten-App einen WeChat-Klon machen.

WeChat wird vielen nicht unbedingt etwas sagen. Das liegt daran, dass es sich hierbei um eine chinesische App handelt, die es in Deutschland nicht gibt. Angefangen als Chat-Dienst, umfasst WeChat mittlerweile Allround-Funktionen für den Alltag. Neben Nachrichten schreiben und Social Media Posts sehen, kann man mit der App auch Rechnungen bezahlen, Zugtickets buchen oder Essen bestellen. All das wünscht sich Musk auch, wie er selber sagt:

“You basically live on WeChat in China because it’s so usable and helpful to daily life, and I think if we can achieve that, or even get close to that at Twitter, it would be an immense success.”

Threads – das Meta-Twitter

Das mag in erster Linie auch gar nicht so unattraktiv klingen – eine App, die einem das Leben in vielerlei Hinsicht erleichtert und die alles kann. Fakt ist jedoch auch, dass sich das die Nutzerinnen und Nutzer von Twitter so nicht gewünscht haben. Twitter war die Plattform, auf der man sich über gesellschaftlich, politisch oder popkulturell relevante Themen ausgetauscht hat. Auf der sich Journalistinnen und Journalisten, Politikerinnen und Politiker und andere wichtige Akteurinnen und Akteure sowie Internetnutzerinnen und -nutzer austauschen konnten. Dafür waren die Leute da und deshalb suchen sie nach Alternativen, die ihnen genau das bieten.

Wenig überraschend ist es daher, dass Meta, das Unternehmen hinter Facebook und Instagram, eben genau eine solche Kurznachrichten-Plattform auf den Markt gebracht hat. Anfang Juli ging „Threads“ an den Start, eine auf Instagram basierte App, die in ihrer Funktionalität und Optik Twitter quasi gleicht. Auch hier befindet man sich auf einer textlastigen Timeline. Posts können mit Bildern, Videos und Links ergänzt werden. Unterschiede zu Twitter finden sich zum einen bei der Zeichenbegrenzung: Thread-Post dürfen bis zu 500 Zeichen lang sein, zum anderen gibt es bisher noch keine Möglichkeit, über Hashtags andere Beiträge zur gleichen Thematik zu finden.

Noch kein Threads in Deutschland

Wie genau die App funktioniert und ob sie wirklich eine gute Twitter-Alternative ist, können wir jedoch an dieser Stelle leider nicht beurteilen, denn in Deutschland ist die App noch nicht verfügbar. Die genauen Gründe dafür sind nicht bekannt, Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die Plattform mit gewissen Datenschutz-Gesetzen nicht vereinbar ist. Zwar war es anfangs noch möglich, über VPNs und andere Methoden, die Sperre zu umgehen, Meta kündigte aber erst kürzlich an, diese Sperrumgehung zu verhindern. Schaut man auf die Zahlen, nimmt die Plattform mittlerweile stetig ab. Die Anzahl der aktiven Nutzerinnen und Nutzer soll seit dem Start um mindestens 80 % gefallen sein. Es scheint so, als hätte Meta leider doch keine gute Alternative geschaffen.

Dezentrale Netzwerke und das Fediverse

Tafel mit bunten Markierungen, Netzwerk

Zum Glück gab es jedoch bereits vor der Threads-Ankündigung Twitter-Alternativen. Kurz nach der Einführung von Twitter Blue ploppte der Name „Mastodon“ auf. Ein dezentrales Netzwerk, das als Twitter-Alternative des Fediverse gilt.

Dezentrales Netzwerk? Fediverse? Okay, schritt zurück – vor Mastodon haben vermutlich die wenigsten Leute von einem dezentralen Netzwerk gehört. Normalerweise ist es ja so, dass soziale Netzwerke von einem einzigen Betreiber geführt werden: X von Musk, Facebook oder Instagram von Meta, TikTok von ByteDance. Bei einem dezentralen Netzwerk gibt es nicht den einen Betreiber. Es besteht aus vielen verschiedenen privaten Servern – auch Instanzen genannt – die aber miteinander verbunden sind, sodass man trotzdem miteinander interagieren kann.

Das Paradebeispiel: Mastodon

Mastodon ist eben genau ein solches dezentrales Netzwerk und gehört zusammen mit anderen dezentralen Netzwerken – die nicht unbedingt wie Twitter sein müssen, das können auch Video- oder Bildplattformen sein – zum Fediverse. Der Name Fediverse setzt sich zusammen aus „federated Universe“ und bedeutet so viel wie „zusammengefügtes Universum“, da es ein Zusammenschluss von unterschiedlich voneinander unabhängigen Systemen und Webdiensten ist. Diese werden dabei stets unabhängig voneinander betrieben, aber sind von allen Seiten aus miteinander verknüpft.

Beim Kurznachrichtendienst Mastodon ist es beispielsweise so, dass er lediglich seinen Quellcode zur Verfügung stellt, damit Privatpersinen daraus ihre eigenen Instanzen bauen können, die auf unterschiedlichen Faktoren beruhen: geografischer Standort, persönliche Interessen oder politischer Orientierung. Jede Instanz folgt dabei seinen eigenen Richtlinien und Moderationsweisen. Neben der Dezentralität unterscheidet sich Mastodon aber auch noch in kleineren Funktionen von Twitter. Passend zum Elefanten-Icon heißen die Posts „Tröts“. Diese können bis zu 500 Zeichen lang sein, als Content Warnings markiert oder sogar individuell nur für bestimmte Personen angezeigt werden.

Threads, dezentrale Netzwerke oder doch bei X bleiben?

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass dezentrale Netzwerke zwar eine auf den ersten Blick gute Alternative darstellen, da hier nicht die Gefahr besteht, dass eine einzelne Person an der Plattform herumwerkeln kann, jedoch sind Mastodon und Co. noch nicht massentauglich und somit für die meisten Userinnen und User noch uninteressant. Es bleibt abzuwarten, ob Threads, sollte es jemals in Deutschland verfügbar sein, das neue Twitter wird oder ob sich die Leute nicht doch noch an X gewöhnen. 

Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr schon eine Alternative zu Twitter gefunden? Vielleicht sogar Mastodon? 

Themen:
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