
- 25. September 2024
- Christiane Hermann
Wenn ein Event wie die DMEXCO ruft, fahren wir auch mal nach Köln. Schließlich warteten zwei Tage voller Insights rund um KI-Entwicklung, Brandbuilding, Agency Trends und Employee Experience auf uns.
Seit meinem letzten Beitrag im April 2023 hat sich die Welt der KI-Bildgeneratoren dramatisch weiterentwickelt. Damals habe ich mich noch gefragt, ob Tools wie Bild-KIs den klassischen Content Creator ersetzen können. Heute muss ich sagen: Die Frage stellt sich in dieser Form kaum noch – in einigen Bereichen übernehmen Bild-KIs bereits Aufgaben, die bislang dem Menschen vorbehalten waren, und der Trend zur Automatisierung kreativer Prozesse setzt sich spürbar fort. Text in Bildern wird akkurater dargestellt, Fotorealismus erreicht neue Höhen, und auch Video-KI liefert Ergebnisse, die sich kaum noch von Realaufnahmen unterscheiden lassen. Auch wenn Video-KI ebenfalls spannende Fortschritte macht, liegt in diesem Beitrag der Fokus auf der Bild-KI – einem Bereich, der aktuell besonders dynamisch und richtungsweisend ist.
In den letzten Wochen habe ich mithilfe von ChatGPT rund 1000 KI-generierte Bilder erstellt. Die Kombination aus textbasierter Steuerung und visuellem Output ermöglicht eine neue Form der Content-Produktion. Besonders interessant: Die Erstellung von Assets in Serie. Ob Figuren, Hintergründe oder Variationen eines Bildes – der kreative Spielraum ist quasi unbegrenzt.
Trotzdem gibt es noch klare Limitierungen bei der Bildgenerierung mit KI:
Diese Einschränkungen zeigen: Wir befinden uns noch in einer Art „Beta-Zustand“. Was wir heute sehen, ist wahrscheinlich die schlechteste Version dieser Technologie – und selbst die ist bereits beeindruckend.
Nicht nur die bekannten US-Player treiben die Entwicklung im Bereich KI-Bildgenerierung voran. Auch asiatische Firmen wie ByteDance (TikTok) bringen mittlerweile eigene Bild-KIs auf den Markt, die in puncto Realismus und Stilvielfalt durchaus mithalten können. Welche KI aktuell die „beste“ ist, ändert sich gefühlt täglich. Ein Jahr in diesem Bereich ist eine Ewigkeit.
Die Idee, unendlich viele KI-generierte Bilder für Kampagnen, Websites oder soziale Medien zu erstellen, klingt verlockend. Doch die Vielzahl an Möglichkeiten bringt auch Herausforderungen mit sich: Welche Version ist die richtige? Wie stelle ich Konsistenz sicher? Und wie verhindere ich, dass meine Marke im KI-Bilderrausch verwässert?
Das zeigt sich besonders bei der Arbeit für Kundenprojekte: Zwar lassen sich Motive schneller und vielfältiger erstellen als je zuvor. Gleichzeitig braucht es neue Prozesse für Auswahl, Abstimmung und Nachbearbeitung.
Was bedeutet das alles für die Zukunft der Content Creator? Kurz gesagt: Die Spielregeln für Content Creation verändern sich. Klassische Fotoproduktionen, Illustrationen oder Mockups könnten in vielen Fällen durch Bild-KI ersetzt werden – oder zumindest ergänzt. Gleichzeitig entstehen neue Rollen: Prompt-Designer, KI-Art-Directors oder Creator, die sich auf den Feinschliff von KI-Assets spezialisieren.
Gerade für Agenturen bieten sich ungeahnte Möglichkeiten: A/B-Testings mit mehreren Bildvarianten, hyperpersonalisierte Kampagnen oder vollautomatisierte Content-Strecken sind keine Zukunftsmusik mehr.
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Die Entwicklung von KI-Bildgeneratoren ist rasant, die Dynamik kaum zu stoppen. Bereits jetzt arbeiten viele Anbieter an Features wie „Inpainting“, „Outpainting“, noch besseren Hauttönen oder Bildserien mit identischen Charakteren. Die Einbindung in Workflows wie Canva, Figma oder Adobe Creative Cloud ist bereits angelaufen. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis KI-Tools auch vollständige Storyboards, Comicserien oder interaktive Designs erstellen können.
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Vor einem Jahr lautete mein Fazit noch: Bild-KIs können Content Creator nicht ersetzen, sondern nur unterstützen. Heute würde ich sagen: Bild-KIs entwickeln sich zu starken Partnern in der kreativen Arbeit. Die Technik hat in nur einem Jahr einen Sprung gemacht, der viele kreative Berufe nachhaltig beeinflusst.
Trotz aller Limitationen: Wer heute einsteigt, lernt mit der Technik zu wachsen. Die kreative Arbeit wird sich verändern, aber nicht verschwinden. Vielmehr verschiebt sie sich – weg vom Erstellen einzelner Werke, hin zur Orchestrierung kreativer Prozesse. Und das ist vielleicht die spannendste Entwicklung von allen.