- 9. August 2023
- Michelle König
Im neuen Blog erklären wir alles rund um Twitters Rebranding als X und zeigen, welche Alternativen es zu dem Kurznachrichtendienst gibt.
Wer in letzter Zeit nach Neuigkeiten aus der Social-Media-Welt recherchiert hat, ist mit großer Sicherheit auf den „Digital Services Act“ (DSA) sowie den „Digital Markets Act“ (DMA) gestoßen. Vielleicht hat der ein oder die andere auch danach gegoogelt, sich aber mit der Tatsache zufriedengegeben, dass es sich dabei um neue europäische Gesetze für digitale Dienste und Märkte handelt. Doch spätestens jetzt, wo Social-Media-Unternehmen wie Meta, TikTok, Google oder X (ehemals Twitter) Änderungen an ihren Plattformen im Hinblick auf die neuen Gesetze vornehmen, wird das Thema für uns als Social-Media-Agentur ziemlich spannend.
First things first: Was genau ist denn jetzt der „Digital Services Act“, was soll damit erreicht werden und was wird von den Plattformen dafür erwartet? Der DSA, auch bekannt als „Gesetz über digitale Dienste“, gehört zu einem von der EU verabschiedeten Regulierungspaket für Online-Plattformen. Dazu gehört neben dem DSA auch der „Digital Markets Act“, auf Deutsch „Gesetz über digitale Märkte“. Der DSA gilt seit dem 02. Mai 2023, der DMA wird erst am 17. Februar 2024 in allen EU-Staaten gültig sein.
Mit beiden Gesetzen soll nicht nur die Sicherheit und Transparenz von Online-Plattformen im digitalen Zeitalter gefördert werden, sondern es soll vor allem auch eine gewisse Eindämmung der Marktmacht der „Big Player“ eintreten. Deshalb müssen Plattformen mit mehr als 45 Millionen aktiven Nutzerinnen und Nutzern pro Monat den DSA als erstes umsetzen. Begründet wird dies damit, dass von diesen Plattformen das größte Risiko für problematische Inhalte ausgeht.
Der DSA fungiert als Ergänzung und Aktualisierung der inzwischen 20 Jahre alten E-Commerce-Richtlinien. Um illegale, verfassungswidrige und menschenfeindliche Inhalte im Internet besser und schneller zu erkennen und dagegen vorzugehen, sieht der DSA einheitliche Richtlinien bei Meldeverfahren für Online-Plattformen und Suchmaschinen vor. Außerdem müssen Plattformen Informationen über ihre Algorithmen und deren Funktionsweise transparent für die Nutzerinnen und Nutzer zugänglich machen. Wer diesen Vorgaben nicht gerecht wird, darf zahlen: Es droht eine Strafe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.
Beim DSM geht es ebenfalls darum, die Macht der marktbeherrschenden Digitalkonzerne einzuschränken. In einem ersten Schritt wurden große Online-Unternehmen wie Amazon, Apple, ByteDance, Meta und Microsoft als sogenannte „Gatekeeper“ eingestuft. Gatekeepern wird vorgeworfen, den freien Wettbewerb zu behindern, indem sie eigene Angebote bevorzugen und kleinere Unternehmen von sich abhängig machen.
Um den Online-Handel wettbewerbsfähiger und fairer zu gestalten, sorgt der DSM für strengere Vorgaben. Die Gatekeeper dürfen ihre eigenen Angebote nicht mehr bevorzugen und müssen den Verbraucherinnen und Verbrauchern stattdessen die besten Produkte und Dienstleistungen anzeigen. Zudem erhalten Unternehmen durch den DMA Zugang zu Daten über ihre Produkte und Dienstleistungen von den Gatekeepern.
Da der DSA nun gültig ist, arbeiten Plattformen fleißig daran, ihm gerecht zu werden. Meta, TikTok und Google haben bereits umfangreiche Beiträge über die Anpassungen an ihren Plattformen veröffentlicht. Sowohl Meta als auch TikTok stellen klar, dass sie jeweils mindestens 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die sich darum kümmern, dass die Plattformen DSA-konform werden. Eine Änderung, die sicherlich vielen gelegen kommt, ist, dass es sowohl auf den Meta-Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram als auch auf TikTok wieder möglich ist, einen chronologischen Feed zu erhalten. Auch Suchergebnisse können ab sofort allein basierend auf den Suchbegriffen angezeigt werden. Eine Funktion, die es bei Facebook und Instagram schon länger gibt, wurde jetzt auch auf TikTok eingeführt. Nutzerinnen und Nutzer können sich erklären lassen, warum ihnen bestimmte Inhalte empfohlen werden. Doch TikTok geht sogar noch einen Schritt weiter und bietet ab sofort die Möglichkeit an, über eine „Neustart“-Option den Algorithmus zurückzusetzen, sodass man TikTok so nutzen kann, als würde man die App zum ersten Mal starten. Außerdem teilen sich Meta und TikTok eine Änderung bei Werbeanzeigen von Minderjährigen. Bei allen Plattformen werden bei dieser Personengruppe nur noch das Alter und der lokale Faktor für Werbeanzeigen betrachtet.
Ein wichtiger Punkt des DSA ist definitiv die Anpassung der Meldesysteme und -verfahren. Deshalb ist es wohl wenig verwunderlich, dass sowohl Meta, TikTok, als auch Google und X hier direkt Veränderungen vorgenommen haben. Bei Meta sollen die Meldesysteme nun schneller und einfacher zugänglich sein. TikTok hat eine „als illegal melden“-Funktion eingeführt, bei X gibt es eine eigene Seite für Inhalte, die im Rahmen des DSA gemeldet werden, und auch Google betont in seinem DSA-Bericht, dass es einen leichten Zugriff auf seine Tools für das Melden von Verstößen und Einsprüchen ermöglicht. Für alle Plattformen gilt ferner, dass gemeldete Inhalte nach eigener Prüfung an Instanzen weitergeleitet werden müssen, die prüfen, ob die Inhalte gegen Gesetze eines EU-Landes verstoßen.
Ebenso wichtig ist jedoch auch die Förderung von Transparenz auf den Plattformen. Meta stellt dafür sein Meta Transparency Center vor, das Einblicke in das KI-System hinter seinen Algorithmen ermöglicht. Bei Google haben Transparency Centers bereits eine lange Tradition. Dennoch bauen auch sie ihr Ads Transparency Center, ein globales, durchsuchbares Verzeichnis von Werbetreibenden auf all ihren Plattformen aus, um zusätzliche Informationen über die Zielgruppenansprache für Anzeigen in der Europäischen Union bereitzustellen. Darüber hinaus gründen sie ein neues Transparency Center, das einen leichten Zugriff auf Informationen über die Richtlinien ihrer Produkte, wie zum Beispiel die Meldeverfahren oder Transparenzberichte ermöglicht.
Der Digital Services Act sowie der Digital Markets Act haben das Potenzial, die Sicherheit und Transparenz in der Social-Media-Welt zu erhöhen. Die festgelegten Regelungen und die Offenlegung der Algorithmen sollen problematische Inhalte erkennen und dagegen vorgehen sowie die Marktmacht großer Unternehmen einschränken. Es ist jedoch wichtig, dass die Umsetzung dieser Gesetze im Laufe der Zeit beobachtet wird.
Was sagt ihr zum Digital Services und Digital Markets Act? Glaubt ihr, dass Social Media dadurch sicherer und transparenter wird? Erzählt es uns gerne in den Kommentaren oder auf Social Media!