• 2. April 2019
  • Wake up Redaktion
Was zwei Wochen SXSW mit mir und meiner Sicht auf Konferenzen gemacht haben

Was zwei Wochen SXSW mit mir und meiner Sicht auf Konferenzen gemacht haben

  Schweren Herzens mussten wir uns vergangene Woche aus der texanischen Hauptstadt Austin und von unserem hübschen Apartment im trendigen North Loop verabschieden. Bye bye Taco Trucks, Höllenhunde und vollkommen überlaufene Sessions. Ich werde euch vermissen (manche mehr als andere)! Die SXSW hat in den knappen zwei Wochen, in denen wir vor Ort sein durften, allerhand bleibende Eindrücke hinterlassen. Darüber haben wir auch zu Genüge im SXSW Special unseres Agentur-Podcasts „Kurzer Freitag“ gesprochen.

Was dabei weniger zur Sprache kam, war die Bedeutung des Erlebten für mich persönlich wie professionell. Das möchte ich an dieser Stelle nachreichen. (Für Simons Sicht der Dinge, klickt einfach hier!)

  Wir haben es nicht immer in die spannenden Sessions geschafft, aber hier waren wir erfolgreich!

Interessante Themen werden eher oberflächlich abgearbeitet

  Seien es re:publica, Barcamp oder eben SXSW, das zugrunde liegende Konferenz-Konzept ist das gleiche: In kurzen Sessions werden interessante Themen grob umrissen und (mal mehr, mal weniger) spannend aufbereitet präsentiert. Meistens passiert das recht oberflächlich, wirklichen Tiefgang, sofern das bei 45-minütigen Sessions überhaupt realistisch ist, gibt es da eigentlich nur bei politisch-gesellschaftlichen Themen. Die meisten Sessions im Marketing Track drehen sich um Ethik, Trends oder ungewöhnliche Herangehensweisen an bekannte Probleme. Soll auf Gutdeutsch heißen, dass die Sessions, Panels oder Workshops aus dem Marketing Track keinerlei Lösungsansätze geschweige denn Hilfestellungen für die alltäglichen Herausforderungen meines Arbeitsalltags bieten. Warum sollten Social-Media-Marketing-Gurus auch ihr hart erarbeitetes Wissen quasi für lau unter die Leute bringen? Würden wir ja auch nicht machen, denn dafür gibt es wiederum eigene Workshops. Was sich jetzt vielleicht auf den ersten Blick wie Kritik an SXSW, re:publica und Co. liest, ist eigentlich mehr eine Kritik an mir selbst und meiner Erwartungshaltung. Natürlich kann ich mir tagelang Sessions zu Facebook Advertising, AI oder Chatbots anschauen. Enttäuscht werde ich danach garantiert trotzdem sein. Das liegt vor allem daran, dass der Speaker seine Session offensichtlich nicht genau an mir und meinem Wissensstand orientiert und ich dabei zuhauf Informationen erhalte, die ich so oder so ähnlich schon zigmal gehört habe. Der Fehler liegt nicht beim Speaker sondern bei mir. Wenn man das zu spät realisiert, ärgert man sich. Ich hab den „Trend“ glücklicherweise recht früh erkannt und die richtigen Schlüsse gezogen.  

Das Glück liegt oft im Unverhofften

 

Der amerikanische Soziologe Robert Merton hat für folgendes Phänomen den Begriff „Serendipitätsprinzip“ (Serendipity) geprägt: Etwas, das vorerst nicht gesucht war, stellt sich im Nachhinein als spannende Entdeckung heraus.

Die SXSW hat beinahe die ganze Stadt eingenommen ...   Und genau so waren für mich persönlich die Sessions und Veranstaltungen, mit denen ich mich im Voraus am wenigsten auseinandergesetzt hatte, die lehrreichsten: Die, in die man sich nur reinsetzt, weil gerade nichts Anderes auf der Agenda steht. Die man besucht, weil man sich einen Platz für die darauffolgende, eigentlich viel spannender klingende Session sichern wollte oder die, die – wenn überhaupt – nur als Ausweichprogramm für die vollkommen überlaufene Daily-Show-Session (der Stachel sitzt immer noch tief) auf dem Plan stand. Hier ging es nicht in erster Linie um soziale Medien, Werbung und Marketing. Die Themen waren viel undefinierter formuliert. „7 Trends, die die Zukunft verändern werden“ nannte sich eins davon, „In misstrauischen Zeiten Vertrauen aufbauen“ ein anderes. Keine künstliche Intelligenz, keine anthropologischen Erklärungen für Werbende und keine Brand-Transformationen. Kein Buzzword-Blabla, keine falschen Versprechungen. Zugegeben, diese beiden Beispiele klingen auf den ersten Blick nach völlig übertriebener Besserwisserei. Im Ergebnis lieferten sie jedoch deutlich mehr und bessere Erkenntnisse darüber, wie ich bzw. wir bzw. jeder, der in irgendeiner Art und Weise an der Öffentlichkeitsarbeit für Unternehmen und Marken beteiligt ist, ehrlichere und bessere Arbeit leisten kann. Klar, man muss das Gesagte ein wenig abstrahieren, eine kleine Transferleistung aufbringen, um die richtigen Schlüsse für die eigene Arbeit zu ziehen. Aber das bekommt man schon hin.  

Einfach mal über den Tellerrand blicken

  Ähnliche Beobachtungen habe ich bereits bei meinen beiden Besuchen der re:publica 2017 und 2018 gemacht. Natürlich hat jeder andere Vorlieben und Interessen, aber ich kann nun aus (limitierter aber durchaus vorhandener) Erfahrung sagen, dass man sich bei der Wahl des Programms nicht bloß auf Vortragsnamen verlassen sollte. Mit meinem heutigen Wissensstand würde ich meine Empfehlung noch um „Erweitere deinen Horizont“ ergänzen. Soll heißen: Schaut euch so viele Sessions wie möglich an, die auf den ersten Blick nicht genau in euer Interessenfeld passen. Ihr könntet überrascht werden. Serendipity!
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