• 1. August 2016
  • Wake up Redaktion

Interview mit Lektorin Juliane Topka

Es gibt so Wörter, an denen verzweifelt jeder Zweite. Oder heißt es „Worte“? Ach, egal, wofür gibt’s schließlich Menschen wie Juliane Topka, die es besser wissen. Die Hamburger Lektorin unterstützt Unternehmen dabei, ihre Texte fehlerfrei und stilistisch ansprechend zu gestalten.Auf ihrem Blog berichtet sie als „Sprachpingel“ zudem von amüsanten Fehlern, die ihr (und ihren Fans) im Alltag begegnen. In ihrer Kolumne „Zwei Minuten für die Sprache“ klärt sie einmal im Monat über weitverbreitete Irrtümer auf. Mit uns sprach Juliane über ihren Alltag als Lektorin, den Einfluss von Social Media auf ihren Beruf und darüber, warum ein „Fehler“ nicht immer ein Fehler ist. Juliane Topka lektoriert Unternehmenstexte aus allen möglichen Branchen Ein Dream Team: Lektorin Juliane und der Duden  

Hallo Juliane. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns nimmst. Beginnen wir mit einer kleinen Aufwärmfrage: Wie würdest du deinen Alltag in drei Hashtags beschreiben?

#abwechslungsreich #spannend #genaumeinDing

Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?

Klugen Gedanken und spannenden Geschichten das richtige Licht zu verschaffen. Klare Formulierungen sind wie die perfekte Beleuchtung für die Inhalte: Sie bringen sie erst richtig zur Geltung. Toll ist auch die Themenvielfalt – von Logistik bis Kosmetik, von Steuerberatung bis Verkehrsgeschichte, von Wirtschaft bis Psychologie war und ist alles dabei. Ich lerne jeden Tag Neues dazu und werde dafür auch noch bezahlt. Besser geht es doch gar nicht!

Wie haben Social Media deinen Beruf verändert?

Ich bin sichtbarer geworden, auch für Leute, die vorher mit Lektorat oder mit Sprache im Allgemeinen gar nicht viel am Hut hatten. Mit Social Media – in meinem Fall vor allem Twitter – komme ich an Stellen, die normale Werbung und SEO niemals erreichen. Außerdem mag ich die Herausforderung, Sprachtipps so in 140 Zeichen zu packen, dass sie sich einprägen.

Das hören wir als Social-Media-Experten natürlich gerne! Welche Tipps hast du für das Lektorieren von Texten?

Offen bleiben. Den Stil des Autors respektieren. Immer wieder nachschlagen. Und niemals glauben, dass ein Durchgang reicht! Screenshot von einem Blogbeitrag bei Sprachpingel Sprache soll Spaß machen: Auf ihrem Blog hält Juliane besonders amüsante Fehltritte fest.

Gibt es „Trend“-Fehler (jetzt oder in der Vergangenheit)? Was sind deine Lieblingsbeispiele?

Falsche Schreibweisen und grammatische Entgleisungen gibt es viele. Trends erkenne ich am ehesten bei bestimmten Wörtern oder Formulierungen – da bin ich aber vorsichtig, die als „Fehler“ zu bezeichnen. Sprache entwickelt sich ja, und über kurz oder lang nimmt die Duden-Redaktion auch Begriffe und Wendungen auf, die sich lange genug halten. „Expertise“ ist so ein Beispiel: Im Deutschen bezeichnet das Wort eigentlich ausschließlich ein Expertengutachten. In dieser „korrekten“ Bedeutung lese ich es aber fast nie, stattdessen meinen viele damit eine Mischung aus Fachwissen und Erfahrung. Und nicht nur das: Die Leser verstehen es auch so. Und schon sind wir in einer Grauzone, in der man überlegen muss, ob man wirklich noch von einem Fehler sprechen kann. Spätestens in der übernächsten Duden-Auflage wird diese Bedeutung von „Expertise“ verzeichnet sein, da bin ich sicher. Ein anderes Beispiel ist „aktuell“, das immer öfter als Adverb benutzt wird („Aktuell suchen wir eine Sekretärin.“, „Aktuell ist die Lage ruhig.“) – was es aber nicht ist. In diesen Fällen ist „derzeit“ oder „zurzeit“ die korrekte Wahl. Also: noch.

Wenn Lektorieren ein Trinkspiel wäre: Welcher Fehler würde dir einen guten Abend bescheren?

Hm, eins der beiden Beispiele aus der letzten Antwort würde schon reichen, um mich innerhalb kurzer Zeit betrunken zu machen ... oder die Schreibweise „Herzlich Willkommen“, also mit großem W. Da käme auch sehr schnell einiges zusammen! Vielen Dank, Juliane, dass du uns so bereitwillig Rede und Antwort gestanden hast! :-) Ihr habt noch nicht genug vom Sprachpingel? Hier kommt ihr zu Julianes Blog und hier könnt ihr euch für ihren monatlichen Newsletter anmelden. Auf den Bildschirm zu starren, ist nicht so euer Ding? „Zwei Minuten für die Sprache“ gibt es auch als Taschenbuch. PS: Wörter oder Worte, was denn nun? Es kommt drauf an! „Wörter“ bezeichnet die Vielzahl mehrerer, nicht inhaltlich zusammenhängender Wörter. „Worte“ hingegen sind etwas Zusammenhängendes mit einem gemeinsamen Sinn wie eine Äußerung oder ein Spruch.
Themen:
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