Es war ein ganz normaler Tag im Büro, als ich spontan die Idee für einen Rollentausch ins Leben rief. Mein Vorschlag: Für zwei Wochen sollten Moody, Tina und Chrissy das Ruder übernehmen, während ich, Nadja, mich in die Rolle einer Projektmanagerin begab. Ein Experiment, das nicht nur Spaß versprach, sondern auch wertvolle Erkenntnisse für unser gesamtes Team.
Meine Erfahrung als Projektmanagerin
Als Chefin, die ohnehin sehr nah am Team arbeitet, war der Wechsel für mich keine komplette Umstellung. Ich übernehme immer mal wieder Aufgaben wie das Schreiben von Captions oder die Ausarbeitung von Strategien. Dennoch brachte die neue Rolle interessante Herausforderungen mit sich. Denn unerwartet für mich war, dass ich mich anfangs etwas überfordert fühlte. Wie stellen wir unser Projekt nach außen dar, welche Erwartungen gibt es an mich, welche Erwartungen habe ich an das Boss-Team? Obwohl wir Kommunikationsprofis sind, stellte sich heraus, dass wir darüber nicht wirklich gesprochen hatten. Trotz der anfänglichen Unklarheiten fand ich mich schnell in meiner neuen Rolle zurecht. Meine Chefs übertrugen mir zahlreiche Aufgaben, die ich zügig erledigte. Es war spannend zu sehen, wie sich die Dynamik im Team veränderte und wie meine Kollegen ihre neuen Führungsrollen annahmen.
Beobachtungen und neue Ideen
Besonders faszinierend fand ich, dass alle drei, die ich ja auch schon vorher gut kannte, ihre Persönlichkeit unterschiedlich in das Experiment einbrachten. Moody, Tina und Chrissy hatten jeweils ihren eigenen Führungsstil, was zu einer abwechslungsreichen und inspirierenden Atmosphäre führte. Darüber hinaus haben sie einige kreative Ideen initiiert, die nicht nur den Teamgeist stärken, sondern auch den Arbeitsalltag bereichern. So organisierten sie einen Ausflug ins Ballon-Museum, regten an, dass wir einmal monatlich gemeinsam in der Agentur kochen, und richteten eine Müslibar ein, die jetzt ein beliebter Treffpunkt für alle ist. Dies zeigte ihre Fähigkeit, frische Impulse zu setzen und das Arbeitsumfeld positiv zu gestalten. Alle Aktivitäten hatten einen starken Fokus auf Teambuilding und Förderung des Zusammenhalts. Dies hat mich sehr gefreut, weil es mir gezeigt hat, dass wir unseren Teamzusammenhalt als die wichtigste gemeinsame Errungenschaft ansehen.
Ein lohnenswertes Experiment
Rückblickend betrachtet war dieses Experiment eine äußerst wertvolle Erfahrung. Als Initiatorin des Projekts bin ich sehr angetan von den Erkenntnissen, die wir alle daraus gewinnen konnten. Ich würde mich jederzeit wieder auf einen solchen Rollentausch einlassen. Erfreulicherweise gibt es bereits Interesse im Team, das Experiment in Zukunft mit einer anderen Besetzung zu wiederholen. Werden es andere „Parttime-Bosse” anders machen? Ich bin gespannt.
Perspektiven der neuen Chefs
Aber wie haben Moody, Tina und Chrissy ihre Zeit als Führungskräfte erlebt? Welche Herausforderungen mussten sie meistern und welche Erkenntnisse haben sie für sich gewonnen? Um ein vollständiges Bild unseres Experiments zu zeichnen, haben Chrissy und Tina ihre Erfahrungen in ihren eigenen Worten festgehalten. Moodys Perspektive könnt ihr in der entsprechenden Podcast-Folge (ab dem 30.08.24) hören. Ihre Sichtweisen ergänzen meine Perspektive und zeigen, wie vielfältig die Learnings aus unserem Jobtausch waren.
Tina in der Chefrolle: Nach den ersten Tagen wollten wir bereits abbrechen
Zunächst mussten wir in unsere Rollen als Chef schlüpfen, ich als Kreationsleiterin gab auch meine Rolle an meinen Kollegen Felix ab. Das war eine zusätzliche Umstellung und Veränderung, die mir zunächst nicht bewusst war, denn auch er stellte so einiges auf den Kopf und hinterfragte Dinge, die zu Diskussionen führten. 3 neue Chefs, eine Ex-Chefin und ein neuer Kreationsleiter. Die Stimmung war angespannt. Irgendwie hatten wir es uns lustiger vorgestellt. Aber was haben wir uns vorgestellt? Ich denke, genau das war der erste Fehler, in so ein Projekt darf man nicht ohne Erwartungen reingehen, wir hätten vorab unsere Erwartungen gegenseitig definieren müssen. Man darf bei so einem Projekt nicht nur in eine Rolle schlüpfen, man muss einfach so sein, wie man ist und wie man als Chef sein würde.
Tag 4 klopfte an die Tür und wir beendeten das Projekt?
Die drei neuen Chefs diskutieren, dass es besser wäre, das Projekt nun abzubrechen, da das allgemeine Wohlbefinden irgendwie auf der Strecke blieb und wir unsere alten Gewohnheiten wieder wollten … Also holten wir unsere “Ex-Chefin” zu dem Gespräch dazu. Und das war genau das, was wir vielleicht eher hätten machen müssen, wir redeten ehrlich über unsere Gefühle und Gedanken. Kommunikation ist eben der Schlüssel, naja, das ist doch eigentlich nichts Neues, oder? In einer ungewohnten Situation kann eben das Natürlichste der Welt mal auf der Strecke bleiben und das hat alles verändert. Nach dem Gespräch fiel uns allen ein Stein vom Herzen und vom Ende des Projekts war nun keine Rede mehr.
Das gehört zu meinen wichtigsten Learnings aus der Zeit, lasst uns mehr sprechen! Vorab und währenddessen hätten wir uns mehr austauschen müssen.
Feelgood-Ausflug
Den Nachmittag verbrachten wir im Ballonmuseum, der Ausflug wurde von uns bereits am zweiten Tag angekündigt und gebucht. DAS war genau das Richtige für Tag 4 und nach der Aussprache. Nach dem vierten Tag lief alles reibungslos und die Kommunikation lief super – wie sonst eben auch, wir sind ein gutes Team und das hatten wir wohl in den ersten Tagen vergessen.
Chrissy in der Chefrolle: Diplomatie trifft Klartext?
Wer möchte ich eigentlich als Chefin sein? Diese Fragen habe ich mir vor Start des Experiments gestellt und ohne zu zögern beantwortet: Chrissy!
Ich bin als ziemlich diplomatisch bekannt, fahre damit auch zumeist ganz gut und war und bin überzeugt, dass diese Eigenschaft mir auch als Chefin ganz gut zu Gesicht stehen würde. Obwohl ich auch als „Diplomatin“ schon ein klares Standing vertreten kann, versuche ich mich zunehmend in mehr Deutlichkeit und Direktheit. Manchmal ist das zielführender. Tatsächlich hatte ich damit gerechnet, dass dieses Manchmal als Chefin öfter eintreten würde (vielleicht sogar als mir lieb gewesen wäre).
Ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen
In der Realität war die Zeit dann aber sehr nah an meinem normalen Arbeitsalltag. Zu den Situationen mit den weitreichendsten Folgen während des Rollentauschs zählt sicherlich, dass wir gerade auf Personalsuche waren. Aber darin bin ich ohnehin immer stark eingebunden und wir sind ziemlich gut eingespielt.
Trotzdem war die Stimmung zu Beginn etwas angespannt. Als wir das nach den ersten Tagen merkten, haben Tina, Moody und ich mit Nadja in einem sehr offenen Gespräch sehr transparent und etwas spät unsere Erwartungen diskutiert. Kommunikation ist eben der Schlüssel … und zeitaufwendig: Chefsein im Dreierteam funktioniert nicht mal so nebenbei, da wir stets sicherstellen mussten, dass wir alle auf dem gleichen Stand sind.
Mit Teamwork von Visionen zu Realität
Natürlich besprach sich unser Boss-Team auch darüber, was wir umsetzen wollten. Und wir hatten viele Ideen. Nicht alle haben es in die Endauswahl geschafft, aber stolz auf unsere Bilanz können wir dennoch sein. Fairerweise muss ich aber auch sagen: Mit wenigen Ausnahmen wären unsere Initiativen auch „unter Nadja“ möglich gewesen.
Von Anfang an war uns wichtig, ernst und gewissenhaft an unsere neue Position heranzugehen und sie nicht auszunutzen. Dass wir so ticken, ist sicherlich auch ein Grund für Nadjas Vertrauen in uns. Daher geht ein riesiges Dankeschön an sie, dass sie solche auf den ersten Blick „verrückten“ Experimente ermöglicht. Und last but not least: Merci an meine Nebenbosse, ohne die die zwei Wochen nicht halb so spannend gewesen wären!
Wie findet ihr die Idee eines Jobtauschs? Würdet ihr so was gerne mal machen?
Hört auch gerne mal rein in unseren Podcast dazu: Episode 72 – Boss-Tausch bei Wake up Communications