Wie ich meine FOMO bei der All Facebook Marketing Conference bekämpfte und was das mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis zu tun hat
FOMO? AFBMC? WTF? First things first: Letzte Woche fand in München die
All Facebook Marketing Conference (#AFBMC) statt – mit dabei waren nicht nur FB-Ads-Experte
Thomas Hutter, Daimler-Blogger
Sascha Pallenberg und unser Rechtsanwalt der Herzen
Thomas Schwenke, sondern auch ich, Melanie Mann, meines Zeichens Projektmanagerin bei
Wake up Communications und notorisch entscheidungsunfreudig. Aber von vorne …
1 Tag, 4 Bühnen, über 40 Speaker, mehr als 700 Teilnehmer und – ganz wichtig – 100 Prozent Social-Media-Marketing. Das sind die Eckdaten, mit denen die renommierte Konferenz des digitalen Magazins
Allfacebook.de wirbt. Über 40 Speaker? Auf 4 Bühnen? Und das alles an nur einem Tag? Das klingt vor allem nach einer Sache: Entscheidungen!
Die Sache mit den richtigen Entscheidungen
Ich bin grundsätzlich nicht besonders gut darin, Entscheidungen zu treffen. Manchmal scheitere ich schon an der vermeintlich einfachen Frage, welche Sneakers zu dem Outfit wohl am besten passen und meine Stimmung ideal widerspiegeln. Aber: Woher soll ich wissen, wie ich mich in den kommenden Stunden fühlen werde? Es ist in der Vergangenheit nicht nur ein Mal vorgekommen, dass ich schon halb aus der Tür raus war und in allerletzter Sekunde umdrehte, um mich doch für ein anderes Outfit zu entscheiden. Verpasste Bahnen und Zu-spät-Kommen inklusive.
Aber warum fällt es mir so schwer, Entscheidungen zu treffen? Ich gebe der sogenannten
Fear of Missing out, kurz FOMO, die Schuld. Oder auf Deutsch: der Angst, etwas zu verpassen. Denn indem ich eine Entscheidung treffe, nehme ich mir selbst gleichzeitig alle anderen Möglichkeiten. Und das weiß mein Unterbewusstsein ganz genau.
“Der Psychologe und Verhaltensforscher Dan Ariely von der Duke University bezeichnet das Phänomen als die Befürchtung, falsche Entscheidungen darüber zu treffen, wie man seine Zeit verbringt und so eventuell die beliebtesten Partys, die lustigsten Aktionen oder die besten Erfahrungen zu verpassen. Das führt zu einer ständigen inneren Unruhe, zu einem Hetzen von Ereignis zu Ereignis. Häufig ist ein ständiger Blick auf die Uhr zu beobachten und die Sorge, man könnte woanders etwas verpassen. So geht mit dem Phänomen oft der Verlust der Fähigkeit einher, Dinge zu genießen.” (Wikipedia)
Warum erzähle ich euch das? Weil genau diese
FOMO mein größter Feind auf der #AFBMC war. Wir erinnern uns: über 40 Speaker auf 4 Bühnen – an einem einzigen Tag. Bedeutet: Entscheidungen gefühlt im Minutentakt. Und das nahezu ohne jegliche Grundlage. Denn allein der Speaker, der Infotext zum Talk und mein mehr oder weniger zuverlässiges Bauchgefühl konnten mir helfen, meinen Weg zu finden. Bei ständig vier parallel laufenden Vorträgen ist immer das Gefühl da, einen noch besseren zu verpassen. Gerade wenn der Vortrag, für den ich mich entschieden habe, sich als totaler Griff ins Klo herausstellt, ärgere ich mich schwarz. Und schlimmer: Ich komme von dem Gedanken nicht los, dass ich mich doch mal besser für den entschieden hätte, der nebenan stattfindet. Dass genau die Leute, die nebenan sitzen jetzt bestimmt die Zeit ihres Lebens haben. Ich verpasse gefühlt also nicht nur die beliebteste Party, sondern die lustigste Aktion gleich noch dazu. Ich gräme mich die ganze Zeit über meine falsche Entscheidung und kann mich kaum noch auf den aktuellen Vortrag konzentrieren. Toll, Melanie.
Eine Lösung musste her! Die war glücklicherweise schnell gefunden. Denn in diesem Fall war die angebliche
Ursache für Fomo ebenso mein Heilsbringer: das Smartphone und Social Media, genauer gesagt Twitter. Ein Netzwerk, mit dem ich persönlich übrigens nie warm geworden bin. Aber Dominique, die die Veranstaltung gemütlich von der Agentur aus via Kurznachrichtendienst beobachtete. Und die lieferte mir auch gleich einen Überblick über das, was ich verpasse.
Melanie und Dominique hatten viel Spaß via Facebook
FOMO erfolgreich kleingehalten – zumindest fürs Erste.
Aber das Grundproblem bleibt: Mehr als einen Talk gleichzeitig angucken, geht eben nicht.
Die Sache mit dem Geld
Noch dazu kommt der Punkt, dass mir – nennt mich knauserig – 800 Euro für eine 1-Tages-Veranstaltung recht viel Geld erscheinen. Ich verstehe schon, dass es da im Sinne des Veranstalters ist, soviel Inhalt wie nur möglich in den Tag zu packen und da sind parallellaufende Vorträge vermutlich nur die logische Konsequenz. Aber was habe ich als Besucher davon? Nichts! Es spielt für mich keine Rolle, ob 9, 30 oder 150 Vorträge an diesem Tag angeboten werden, denn am Ende des Tages ist meine Zeit begrenzt und ich kann nicht mehr und nicht weniger Talks an einem Tag anschauen.
Schlimmer noch: Die Tatsache, dass parallel vielleicht noch 3 andere Vorträge laufen, die mich genauso interessiert hätten, wie der, in dem ich sitze, ist ein einziges Dilemma und löst in mir nur eins aus: Frustration. Denn letztendlich habe ich auch diese Vorträge mit meinem 800-Euro-Ticket bezahlt. Ich habe nur leider nichts davon. Es braucht nur eine simple mathematische Dreisatz-Rechnung, um zu sehen, wofür ich also das meiste Geld des Tickets ausgegeben habe:
Insgesamt waren es ca. 31 Talks, von denen ich 9 gesehen und damit die restlichen 22 verpasst habe. Vereinfacht heruntergebrochen auf den Preis bedeutet das: Ich habe 240 Euro für das bezahlt, was ich gesehen habe und 587 Euro für das, was ich verpasst habe. Das nochmal so in Zahlen zu sehen, hinterlässt irgendwie einen fahlen Beigeschmack.
Und ich finde da reicht es auch nicht, die Präsentationen aller Speaker im Nachgang online zur Verfügung zu stellen. Auf dem heimischen Schreibtischstuhl alleine eine Präsentation durchzuklicken, ist nicht annähernd dasselbe, als wenn man dazu noch jemanden hätte reden hören können in einem Umfeld, das seinen ganz eigenen Spirit hat. (Und
btw: Würde es nur um die Präsentationen gehen, bräuchte ich ja nichtmal ein Ticket, denn die werden hinterher
jedem Otto-Normalverbraucher frei zugänglich auf der Website hochgeladen – für 0 Euro also.)
Das, was bleibt; oder auch: die Sache mit den Hochzeiten
Versteht mich nicht falsch: Ich fand, es war eine tolle Veranstaltung, es war vor Ort alles super organisiert und ich habe viel neuen Input mit nach Hause genommen. Man kann sagen, ich hatte wirklich eine gute Zeit auf der #AFBMC in München – versprochen! Aber ich bin der Meinung, auch die Hälfte der Talks hätte völlig ausgereicht, damit ich genauso happy nach Hause fliege und noch dazu hätte das den Ticketpreis vermutlich spürbar nach unten getrieben. Oder man hätte die Veranstaltung auf zwei Tage aufteilen können, denn auch dann hätte jeder der Teilnehmenden irgendwie mehr davon gehabt und auch der Preis wäre für das, was man bekommt, angemessener gewesen.
Vielleicht gilt das große Learning für mich als Teilnehmerin ebenso für die Veranstalter: Sich einfach nicht so unter Druck zu setzen, keine Angst davor zu haben, etwas zu verpassen und sich ganz bewusst für eine Sache zu entscheiden und zu seiner Entscheidung dann auch zu stehen. Denn letztendlich ist es wie bei allem im Leben: Ich kann nicht auf jeder Hochzeit tanzen, so gerne ich das würde. Ich muss auf meiner Hochzeit, aber auch kein wahnwitziges Buffet anbieten, wo alles jedem schmeckt. Ist einfach so. In diesem Sinne: Cheers!
PS: Wo wir schon beim Thema Verpassen sind … Wie ich nicht nur die Angst, gute Vorträge zu verpassen, durchlebt habe, sondern auch beinahe meinen Rückflug verpasste, seht ihr in den Stories vom Event.