- 18. Oktober 2023
- Michelle König
Wir haben uns Halloween Kampagnen von Unternehmen angesehen und stellen euch drei vor, die unserer Meinung nach raffiniert gestaltet wurden.
Hier geswiped, dort geklickt und stellenweise sogar direkt gedownloadet – im Durchschnitt konsumieren wir mehr als acht Stunden Medien täglich. Die Informationsflut, die uns insbesondere auf Social Media zum pausenlosen Surfen drängt, ermutigt viele Userinnen und User, manipulierte Meldungen bis hin zu gänzlich erfundenen Inhalten zu teilen – und das oftmals ohne böswillige Absicht, sondern durch mangelnde Zeit. Besonders für diejenigen, die große Schwierigkeiten haben, Medien sachgerecht und kompetent zu verwenden, kann das Gefälschte nur schwer vom Wahrhaften unterschieden werden und Fake News landen schnell auf fruchtbaren Boden.
Wieso vermehren sich Fake News auf Social Media in so einem rasanten Tempo? Und warum lassen sich Desinformationen besonders leicht auf TikTok finden?
Fake News sind kein neues Phänomen und existieren gewissermaßen schon immer. Dort, wo Kommunikation stattfindet, verirren sich auch häufig unseriöse, frisierte oder schlichtweg falsche Meldungen, die als Fakten verkauft werden. Neu ist allerdings die Dynamik, mit der sie insbesondere auf Social Media geteilt und konsumiert werden. In Sekundenschnelle erhalten wir Sichtweisen, Meinungen und Appelle aus verschiedenen Bubbles, die uns mitteilen, wie wir zu einem bestimmten Thema denken und fühlen sollen. Besonders tückisch: Meinungsmacherinnen und -macher, die ihre Meinung auf Social Media kundtun und mit einem Klick Tausende von Menschen beeinflussen können. Mit fataler Konsequenz, denn häufig existiert eine enge Bindung zwischen Publikum und Medienpersonen, die über Jahre hinweg aufgebaut wurde. Und von Natur aus neigen Menschen dazu, denjenigen Glauben zu schenken, denen sie am meisten vertrauen. In einer britischen Studie aus dem Jahr 2019 ging hervor, dass ein Sechstel der Befragten alles glauben, was ihr soziales Umfeld auf Social Media teilt.
Umso gravierender, wenn es sich bei dem Publikum um junge Menschen handelt, die noch in besonderem Maße beeinflussbar sind und den Wahrheitsgehalt einer vermeintlichen Information nicht einschätzen können.
Insbesondere in turbulenten Zeiten wie diesen, in denen täglich neue Informationen, Eindrücke und Neuigkeiten auf uns einprasseln, verbreiten sich Falschmeldungen rasend schnell. Dass es so zum (ungewollten) Konsum von Fake News kommen kann, ist wenig verwunderlich. Ein Fass ohne Boden stellt derzeit der Online-Dienst TikTok dar. Die EU-Kommission verwarnte vor Kurzem das chinesische Unternehmen wegen Falschinformationen im Kontext zum Hamas-Angriff auf Israel. Zur Erinnerung: Nach Angaben einer Mixed-Methods-Grundlagenstudie im Auftrag des SWR wächst die Nutzung von TikTok bei unter 20-Jährigen am stärksten.
Die Medienforscherin Hanna Klimpe erläutert, dass TikTok sich durch seine Anwendung von anderen Plattformen abhebt: TikTok funktioniere „memetisch” und Inhalte können ohne großartiges technisches Know-how einfach in einen neuen Kontext gesetzt, imitiert oder gänzlich verfälscht werden. Funktionen wie diese erleichtern TikTok- Userinnen und -user, Falschmeldungen zu verbreiten. Indes gibt es noch einen anderen Grund, weshalb besonders viele Menschen auf TikTok mit Falschmeldungen in Berührung kommen: Menschen neigen dazu, emotionale Nachrichten eher wahrzunehmen und zu teilen. Die Algorithmen, die dafür sorgen, dass uns ähnliche Videos angezeigt werden, verstärken diesen Effekt um ein Vielfaches. Anders als bei anderen Plattformen, schlägt uns TikTok durchweg eine Vielzahl an Videos vor, die unser individuelles Nutzungsverhalten verändern können.
Ein Beispiel: Ein 18-Jähriger User stöbert durch TikTok. Ihm wird ein Video angezeigt, das Szenen aus einem Krieg enthält. User A reagiert emotional auf das Video, empfindet Trauer, Angst oder Hass und schenkt ihm evolutionsbiologisch geschuldet mehr Beachtung. Die Konsequenz: User A betrachtet das Video in voller Länge. TikTok merkt sich dieses Verhalten, passt den Algorithmus an und User A landet in einer Filter-Bubble, wo ihm ähnliche Videos vorgeschlagen und angezeigt werden.
Ist das Video echt? Man weiß es nicht. Wird es von User A überprüft? Vermutlich nicht. Ist User A nur einer von vielen? Auf jeden Fall.
Wie also umgehen mit Verschwörungsmythen, die durch Social Media schwirren, manipulierten Bildern und Videos oder reißerischen Überschriften? Wie können Falschmeldungen erkannt werden? Und wie funktioniert der richtige Umgang?
Falschmeldungen auf Social Media sind so unvermeidlich wie der pünktliche „Gong” der tagesschau. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, sich gegen Desinformation im Internet zu wehren und aktiv gegenzusteuern. Eines sollte klar sein: Plattformen wie TikTok sind vorrangig ein Ort für eskapistisches Verhalten und sollten keine Alternative für seriöse Nachrichtenquellen sein.
Wie oft begegnen euch Fake News im Alltag und was unternehmt ihr dagegen?
Erzählt es uns gerne in den Kommentaren!