Von Science-Fiction zur Kommunikationspraxis
Für manche klingen KI-Avatare und künstliche Stimmen noch nach Zukunftsmusik – doch in unserem Arbeitsalltag sind sie längst angekommen. Innerhalb weniger Monate wurden Tools entwickelt, die täuschend echte Videos, realistische Voiceovers und sogar komplette Songs erzeugen können. Für Agenturen wie uns bedeutet das: Ausprobieren, Chancen ausloten, Grenzen kennen und Kund*innen beraten, wie KI im Marketing auch über Text- und Bildgenerierung hinaus sinnvoll eingesetzt werden kann.
Die wichtigsten Tools im Überblick

In der Agentur haben wir verschiedene Tools und Plattformen zur Erstellung von KI-Avataren und künstlichen Stimmen ausprobiert und evaluiert.
Mit Heygen & Synthesia lassen sich schnell und unkompliziert Avatare für Video-Snippets generieren, ob auf Basis echter Personen oder komplett KI-generiert. Diese Tools haben als Teil unseres internen KI-Workshops für die Kundenakquise getestet. Beide Tools bieten eine breite Auswahl an KI-Avataren, verfügen über eine fortgeschrittene (aber nicht perfekte) Lippensynchronisation, sind in über 130 Sprachen verfügbar und bieten variable Stimmen sowie umfassende Text-zu-Sprache-Funktionen.
ElevenLabs ist der Marktführer im Voice Cloning. Mit diesem Tool lassen sich Texte mittels fortschrittlicher KI-Technologie in realistische, natürlich klingende Sprache umwandeln – mittlerweile in fast 30 Sprachen. Man kann damit sowohl eigene Stimmen klonen als auch individuelle KI-Stimmen generieren. Für Videos, Podcasts, Hörbücher oder Erklärformate kann man im Nachgang automatische Voiceover erstellen. Wir haben bereits zwei Stimmen aus unserem Team digitalisiert und als Voiceover in Kundenprojekten eingesetzt.
Zur Bearbeitung nutzen wir nach wie vor die Adobe Creative Cloud, die zunehmend KI-Funktionen integriert. Insbesondere Adobe Enhance nutzen wir seit rund zwei Jahren regelmäßig, um O-Töne und Interviews mit wenigen Klicks in Studioqualität zu verwandeln. Ein praktisches Tool für alles von Podcasts über Reels bis hin zu Imagefilmen.
Diese Tools verschaffen uns Geschwindigkeit, Flexibilität und kreative Spielräume – und sind gleichzeitig eine gute Grundlage, um Kund*innen fundiert zu beraten.
Unsere ersten Projekte mit künstlicher Stimme

Im Team haben bisher Lea und Felix ihre Stimmen klonen lassen. Damit konnten wir bereits erste Projekte umsetzen.
Für Lambertz haben wir Social-Media-Videos nachvertont – in diesem Instagram Reel ist die Voiceover-Stimme von Lea komplett KI-generiert.
Für Wuxal haben wir ein Reel für eine Düngervorstellung erstellt, das komplett KI-generiert und mit KI-Stimme produziert wurde und auf Kundenwunsch noch klanglich angepasst wurde.
Die Ergebnisse können sich sehen bzw. hören lassen: Selbst aufmerksame Zuhörer merken kaum, dass es sich nicht um echte Stimmen handelt. Gleichzeitig ist es ein eigenartiges Gefühl, die „digitale Version“ der eigenen Stimme sprechen zu hören – es lässt uns staunen und macht uns nachdenklich.
Zwischen Experiment und Realität: Wo KI-Avatare stehen
Während wir KI-Avatare bislang vor allem intern getestet haben – etwa in Akquise-Workshops – gibt es mit künstlichen Stimmen schon reale Kundenprojekte. Allerdings zeigt sich: Nicht jeder Case eignet sich, und nicht jede Marke möchte auf synthetische Stimmen oder Avatare setzen. Besonders in der Markenkommunikation spielt Authentizität eine zentrale Rolle.
Deshalb gilt für uns: Wir probieren viel aus, setzen KI gezielt ein, wo es passt – und raten bewusst ab, wenn wir Qualitäts- oder Glaubwürdigkeitsrisiken sehen. Gleichzeitig beobachten wir die rasant fortschreitende Entwicklung genau: So hat ElevenLabs kürzlich ein Feature vorgestellt, das komplette Songs generiert – für uns aktuell noch kein Use Case, aber ein klares Signal, wie schnell sich das Feld weiterentwickelt.
Chancen, Grenzen und Ausblick

Die Vorteile liegen auf der Hand: KI-Avatare und künstliche Stimmen machen Content-Produktion schneller, flexibler und skalierbarer. Gerade für Erklärvideos, Social-Media-Formate oder internationale Märkte können sie enorme Mehrwerte schaffen. Gleichzeitig bedeutet das nicht, dass sie klassische Sprecher oder Darstellerinnen ersetzen. Viele Marken legen weiterhin Wert auf die Authentizität echter Stimmen und Gesichter, um Nähe und Emotionalität zu transportieren.
Auch technisch gilt: Während einfache Anwendungen schnell und günstig umsetzbar sind, erfordern hochwertige KI-Stimmen oder nahezu perfekte Avatare deutlich mehr Aufwand und damit Kosten. Der Einsatz bleibt also eine Frage von Ziel, Budget und Markenidentität.
Außerdem bleiben offene Fragen:
• Stichwort Recht & Ethik: Wem gehört eine geklonte Stimme?
• Stichwort Transparenz: Wie müssen KI-Inhalte gekennzeichnet werden?
• Stichwort Authentizität: Wann ersetzt KI echte Menschen – und wann wirkt das unpassend?
Unser Fazit: KI ersetzt nicht das echte Gespräch oder die persönliche Stimme – aber sie erweitert den Werkzeugkasten moderner Kommunikation. Als Early Adopter testen wir neue Tools, sammeln Erfahrungen und beraten Kund*innen, wie KI-Technologien im Marketing sinnvoll eingesetzt werden können.
Ob für Audioqualität, Content-Produktion oder innovative Formate: Die Frage ist weniger ob KI ihren Platz im Marketingalltag findet, sondern wie. Und genau das wollen wir gemeinsam mit unseren Kund*innen herausfinden.