Einfach präsentieren? Wenn das so einfach wäre!
Mit einem mulmigen, aber erwartungsvollen Gefühl schauen wir auf, als sich die Tür öffnet. Unser Gast Martina Pütz, eine charmante Kölnerin mit netten Grübchen tritt ein. Ihre Profession: Sie coacht Menschen in Präsentationstechnik. Dass Martina sympathisch ist, wissen wir schon von den Videos auf ihrer Webseite be:comm, die wir uns vorab angeschaut haben. Warum ist uns dann so mulmig zumute? Ganz einfach, wir wissen, was uns erwartet. Ein Coachingtag mit Präsentationstraining, bei dem wir gefilmt werden. Und ganz ehrlich, wer ist schon entspannt, wenn er sich im Video sieht? Hollywoodstars sicherlich, wir eher nicht.
Bauch rein und lächeln
Nadja Amireh: Martina überrascht uns als erstes mit einer sehr entspannten Sicht auf das Thema präsentieren. Sie rät uns: Schmeißt alle Regeln über Bord und seid einfach ihr selbst, wenn ihr präsentiert. Denn die wichtigste „Waffe“ bei einer Präsentation ist es authentisch zu sein. Klingt einfach, ist es aber oft nicht. Denn fast jeder hat hohe Erwartungen an sich, mag gewisse Dinge nicht an sich leiden oder nimmt vermeintliche „Schwächen“ überaus stark wahr. Die eigene Sicht ist aber sehr häufig nicht real und oft verzerrt, das merken wir schnell. Das erklärt Martina auch sehr anschaulich in Videos auf ihrer Webseite. Die erste Übung besteht darin, dass wir uns selbst vorstellen und dabei gefilmt werden. Also, auf nach vorne, Brust raus, Bauch rein und lächeln. Und nun ganz lässig erzählen, was man gut kann und was man sich vom Tag verspricht. Danach schauen wir uns die Aufnahmen gemeinsam an, sollen aber nur sagen, was uns gut gefällt und was wir besonders gut gemacht haben. Das Wort Schwächen oder Kritik kommt nicht vor. Interessanterweise sehen die Kollegen meine Stärken ganz klar und meine Schwächen werden nicht genannt. Haben die das denn nicht gesehen, wie ich mit dem Arm wackle und seltsam grinse? Haben sie anscheinend nicht. Oder liegt es daran, dass sie sich nicht trauen ihre Chefin kritisch zu beurteilen? Nein, es sind keine Höflichkeitsfloskeln. Martina und die anderen sagen mir, dass mein Gesamtauftritt vor der Kamera gut ist, und das ist es, was zählt, so Martina. Niemand aus dem Auditorium erinnert sich nach einem 30minütigem Vortrag daran, ob man sich bei Chart 4 verhaspelt oder in Minute 5 zwei Worte mit etwas Dialekt spricht. Eine entspannte Erkenntnis.
Linda Sasse: „Linda, was hat dir an deiner Präsentation gut gefallen?“ Gut gefallen? Ähm, bemerkt habe ich eigentlich nur, dass ich andauernd zur Decke starre, dass ich beim Präsentieren den Mund komisch verziehe und dass ich einfach total künstlich rüberkomme. Aber mal ehrlich, künstlich rüberkommen, kann ich das überhaupt von mir sagen? Denn wie oft ich mich selbst „in action“ sehe, kann ich noch nicht mal an einer Hand abzählen. Meine erste Erkenntnis des Tages. Und die Sache mit der Decke? „Wenn man nachdenkt, schaut man nun einmal zur Decke. Das ist völlig natürlich und fällt außerdem niemandem auf, außer dir selbst“, so Martina. Super, Selbstwertgefühl ist wieder aufgebaut. Tatsächlich lautet Martinas Credo, sich von Zwängen möglichst freizumachen. Die eigenen Stärken auszubauen, darum geht es bei diesem Training zum Großteil; sich klarzumachen, was beim Präsentieren schon gut läuft und sich darauf zu konzentrieren. Ein schöner Ansatz, wie ich finde, der immer noch Platz für konstruktive Kritik lässt. „Schließlich sind wir hier nicht im Kuschelkurs.“ Wollen wir von Wake up Communications auch gar nicht sein, denn wir freuen uns auch darauf, etwas Neues zu lernen. Z. B., wie man nicht deppert in der Gegend rumsteht, während andere gerade das Präsentationszepter in der Hand halten. Und so finden wir uns bald in Zweiergrüppchen an der Wand wieder und posen, bis jeder die für ihn oder sie perfekte „Parkposition“ kennt. Super hilfreich, wie ich finde, genauso wie die anderen, oft augenöffnenden Tipps.
Fabian Fruhmann: Beim Präsentieren geht es, wie bei fast allen Dingen im Leben, nur um eines: Wie muss ich mich verhalten, um besonders viel Anerkennung zu bekommen? Auf dieses einfache Mantra heruntergebrochen, hat Martina uns angehalten, die eigenen Stärken zu sehen. Was die anderen denken, das ist eine Sache, wie wir uns jedoch selbst wahrnehmen beeinflusst unser Verhalten unmittelbar. Wie schwierig es jedoch ist, sich selbst zu beurteilen, das haben wir alle an diesem spannenden Tag erfahren. Martina konnte uns aber mit einfachen Tools die Sicherheit bei Präsentationen zurückgeben. Für mich heißt das vor allem, die Dinge etwas lockerer zu sehen. Ein kleiner Verhaspler oder das dritte „Ähm…“ in Folge: Alles kein Problem, nobody is perfect. So lange wir die Souveränität in der Situation nicht nur ausstrahlen, sondern diese auch wirklich besitzen, ist alles gut.
Sonja Pierdzioch: Ein bisschen aufgeregt bin ich als ich höre, dass ich nach knapp einer Woche als Praktikantin an einem professionellen Präsentationscoaching teilnehmen soll. Da ich an der Universität aber schon einige Referate gehalten habe, bin ich vor allem darauf gespannt, was Martina mir noch beibringen kann. Ich lerne an diesem Tag eine Menge, z. B. dass ich alle Regeln vergessen kann, die ich jemals gehört oder in den unzähligen Ratgebern gelesen habe. Als wir uns vor der Kamera vorstellen und über unsere Stärken und Schwächen berichten sollen, steigt meine Nervosität stark an. „Hoffentlich verhaspele ich mich nicht, hoffentlich weiß ich auf jede Frage eine gute Antwort.“ Mein „Wertewächter“, wie Martina ihn nennt, schreit laut auf. Von dem Ergebnis meines Auftritts und der Reaktion meiner Kollegen bin ich schließlich positiv überrascht. Ich sehe eine freundliche, junge Frau, die mit sicherer Stimme spricht. Über unsere Schwächen sprechen wir nicht, dieser Ansatz von Martina gefällt mir sehr gut. Wenn mehrere Personen präsentieren, hat Martina auch noch einen Tipp für uns. Warten soll man am besten in seiner ganz individuellen „Parkposition“. Ich weiß jetzt, dass ich beim Warten die Hände vor dem Körper ineinander falte. Das sieht bei mir nicht nur am besten aus, in dieser Position fühle ich mich auch am Wohlsten. Genau wie ich mich dank Martina zukünftig bei Präsentationen wohler fühlen werde.
Unser Fazit
Das war ein Rundum gelungenes Training, das uns allen viel gebracht hat. Wir gehen zukünftig viel sicherer und gelassener an Präsentationen heran. Zum Abschied gibt es dann sogar noch ein Geschenk. Martina signiert uns ihr neues Buch, das sie uns mitgebracht hat.
Danke für das tolle Feedback! Ich erinnere einfach nur daran, worauf es wirklich ankommt. Präsentationen sind wie Blind Dates: „Willst du mit mir gehen?“ lautet die Frage und das tun wir, wenn wir ein gutes Gefühl zum anderen haben. Entlernen ist angesagt, denn es reicht … aus!
Mehr dazu: http://www.be-comm.de/blog/es-reicht-aus/